Daniel James ist in der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM einer der wichtigsten Spieler für Wales
Der Flügelflitzer schätzt die Chancen der Waliser ein, es zur WM 2022 in Katar zu schaffen
Er schwärmt von Gareth Bale, Kevin De Bruyne, Bruno Fernandes, Marcus Rashford und Raphinha
Im Partyparadies Marbella wimmelt es gewöhnlich von jungen Briten. Niemand feierte dort an einem Sommertag 2016 ausgelassener als ein 18-jähriger Waliser.
Allerdings tanzte er nicht zu den Beats der Star-DJs wie Martin Garrix, David Guetta, Tiesto oder Armin van Buuren aus einem der Superclubs an der Costa Del Sol. Stattdessen genoss er die Vorstellung, die Ben Davies, Aaron Ramsey, Gareth Bale und Co. im Stade Pierre-Mauroy ablieferten. Sie hatten Wales zu einem sensationellen 3:1-Sieg gegen Belgien und dem Einzug ins Halbfinale der UEFA EURO verholfen.
Am Dienstag treffen die walisischen Dragons erneut auf die Roten Teufel. Unabhängig vom Resultat gegen Belarus drei Tage zuvor müssen sie aus dieser Partie etwas mitnehmen, um zumindest den Platz in den europäischen Playoffs für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ sicher zu haben (sollte Estland in Brüssel gewinnen, könnte sich Wales sogar direkt qualifizieren).
Team | Spiele | Punkte | TD |
Belgien | 6 | 16 | +17 |
Tschechische Republik | 7 | 11 | +3 |
Wales | 6 | 11 | +1 |
Estland | 6 | 4 | -8 |
Belarus | 7 | 3 | -13 |
Der bereits erwähnte Waliser wird dieses Mal jedoch nicht einfach nur Davies, Ramsey und Bale in Aktion sehen. Er wird vielmehr an deren Seite spielen.
Daniel James hat sich in halsbrecherischem Tempo von einem Spieler der Nachwuchs-Akademie von Swansea City zu einem Flügelspieler von Wales und Manchester United entwickelt – und Tempo ist auch eine seiner größten Stärken. Bei der UEFA EURO 2020 wurde bei ihm im Spiel gegen die Türkei eine Spitzengeschwindigkeit von 33,5 km/h gemessen. Damit war er schneller als Spieler wie Kylian Mbappé, Leroy Sané, Adama Traoré und Kyle Walker.
Sieben Wochen nachdem er Vater wurde und zwei Tage nach seinem 24. Geburtstag sprach James mit der FIFA über seine Entwicklung zum Schlüsselspieler für Wales, die bevorstehenden entscheidenden Spiele, seine WM-Erinnerungen sowie über Gareth Bale, Bruno Fernandes, Marcus Rashford und Raphinha.
FIFA: Sie haben schon zwei Mal gegen Belarus gespielt. Was halten Sie von diesem Gegner und wie könnte sich die Partie entwickeln?
Daniel James: Man darf solche Mannschaften nicht unterschätzen. Sie sind im Moment Gruppenletzter, aber das wollen sie nicht bleiben. In jedem Spiel haben sie den Gegner vor eine Herausforderung gestellt. Sie haben auch uns auswärts vor eine echte Herausforderung gestellt, aber wir haben das Spiel gedreht und haben gewonnen. In unserem nächsten Spiel wollen wir nicht in Rückstand geraten, wir wollen in Führung gehen. Es wird nicht leicht, aber wir müssen das Spiel gewinnen.
In der Gruppe könnte es am Ende auf die Tordifferenz ankommen. Ist das Ziel nur, drei Punkte zu holen, oder werden Sie auch wenn Sie in Führung liegen weiter Druck machen? Ich denke, es ist immer das Ziel, drei Punkte zu holen. Wenn wir zu viel Druck nach vorn machen, könnten sie uns kalt erwischen. Aber ich bin sicher, wir werden von der ersten Minute an offensiv spielen. Schließlich haben wir den Heimvorteil. Wenn sich das Spiel so entwickelt, dass wir mehr Druck machen können, werden wir das auf jeden Fall versuchen, aber letztendlich wollen wir einfach nur drei Punkte holen. Wir wissen, dass es kein leichtes Spiel wird.
Wales hat zwei der letzten drei Spiele gegen Belgien gewonnen und von den letzten fünf Spielen nur eines verloren. Wie zuversichtlich gehen Sie in das Spiel gegen die Belgier? Belgien hat eine großartige Mannschaft. Wir haben im Auswärtsspiel zwar ein tolles Tor geschossen, aber wir haben verloren. Wir wissen, dass sie eine großartige Mannschaft sind, wir respektieren sie, aber wir dürfen nicht vor Respekt erstarren. Es gibt nichts, wovor wir uns fürchten müssten. Wir müssen einfach unser Spiel machen. Ich habe damals gesehen, wie wir sie geschlagen haben und ins Halbfinale der EURO 2016 eingezogen sind. Wir wissen, was sie drauf haben, wir werden versuchen, so gut wie möglich damit umzugehen, aber wir werden keine Angst haben. Wir gehen mit gesundem Selbstvertrauen in die Partie.
Wales hat Belgien im Viertelfinale der EURO 2016 sensationell mit 3:1 besiegt. Wo haben Sie das Spiel gesehen und wie war die Atmosphäre? Ich war damals im Urlaub in Marbella. Es waren ziemlich viele Fans im Pub, aber ich war der einzige Waliser. Es war großartig anzuschauen. Mit einem Sieg hatte ich damals überhaupt nicht gerechnet, aber es war absolut brillant. Auch das Tor so kurz vor Schluss - Sam Vokes hat es erzielt - war einfach großartig. Als ich das Spiel sah, wollte ich beim nächsten Mal dabei sein.
Was halten Sie von Kevin De Bruyne? (lacht) Was kann man zu ihm schon sagen? Er ist absolut unglaublich, einer der besten Spieler der Welt. Er kann einfach alles. Er kann auf jeder Position spielen. Er ist fantastisch, einfach brillant. Er kann perfekte Pässe spielen, er kann Tore schießen, er kann Gegner auf sich ziehen. Es ist kaum möglich, ihn zu decken. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Wenn ich gegen ihn gespielt habe, war er oft die wichtigste Figur auf dem Feld und hat immer die Fäden gezogen. Er macht das schon seit langer Zeit in der Premier League. Ich empfinde für ihn als Spieler wirklich großen Respekt.
Wales' eigener Superstar steht vor seinem 100. Länderspiel. Was sagen Sie zu Gareth Bale? Gareth hat eine unglaubliche Karriere gemacht. Es ist ein Privileg, mit ihm in der gleichen Mannschaft zu spielen. Es ist schon komisch, wenn man bedenkt, dass er eigentlich als Linksverteidiger angefangen hat, also als Außenverteidiger. Mir kommt immer wieder das Spiel gegen Inter Mailand in den Sinn, als er Maicon regelrecht auseinandergenommen hat. Und seitdem hat er sich ständig noch weiter verbessert. Er hat sich seinen Wechsel zu Real Madrid verdient und hat niemanden enttäuscht - vier Champions Leagues, viele andere Trophäen. Er war absolut unglaublich bei Real. Und auch für uns war und ist er ein überaus wichtiger Spieler. Er bringt extrem viel in die Mannschaft ein. Er ist großartig zu den anderen Spielern. Ein unglaublich netter Kerl. Er hat immer ein paar weise Worte auf Lager, er ist auch ein bisschen so etwas wie ein Kapitän. Vor den Spielen ist er großartig. Er liebt es einfach, für Wales zu spielen. Das ist toll für die Jungs.
Sie haben in Cardiff mit einem herrlichen Kopfball das einzige Tor des Spiels gegen die Tschechen erzielt und in Prag den Ausgleichstreffer gemacht. Genießen Sie den Druck, der auf Ihnen lastet, ein Mann für den großen Auftritt zu sein? Ja. Ich genieße Druck und blühe dann regelrecht auf. Ich nehme ihn gerne an.
Wie gut kann Daniel James noch werden? Ich habe mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Ich bekomme jetzt viel mehr Spielzeit, und ich habe natürlich meine eigenen Ziele. Ich kann mich noch deutlich verbessern, ich habe noch sehr viel zu geben. Hoffentlich kann ich das in den kommenden Jahren zeigen.
Was würde es für Wales bedeuten, wenn das Land erstmals seit 1958 wieder eine WM-Endrunde erreicht? Die erneute Qualifikation für die Europameisterschaft war schon ein großer Erfolg, aber sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren, wäre eine ganz andere Hausnummer. Aus Europa nehmen nur 13 Teams teil, und unter diesen Teams zu sein, wäre ein absolutes Privileg. Wir haben auf jeden Fall das Team, die Spieler und den Willen, es zu schaffen. Es liegt an uns selbst.
Welches ist Ihre schönste Erinnerung an eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™? Die WM in Südafrika war für mich herausragend. Das war ein absolut großartiges Turnier. Die Lieder zur WM, die Art und Weise, wie sie die Eröffnungsfeier gestaltet haben, das war einfach etwas ganz Besonderes. Ich erinnere mich noch an das erste Spiel Südafrikas und das Tor von [Siphiwe] Tshabalala - ich werde mich immer an dieses unglaubliche Tor erinnern. Ich war damals noch ein Kind. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal selbst in einer WM-Qualifikation spielen würde, aber jetzt bin ich hier... Es wäre unglaublich für mich und das ganze Land, wenn wir uns tatsächlich qualifizieren.
Sie haben zwei Saisons bei Manchester United gespielt. Welcher Spieler hat Sie bei dem Klub am stärksten beeindruckt? Ich könnte eine ganze Reihe nennen, die mich als Spieler und Profis beeindruckt haben. Die beiden, die mir am ehesten einfallen, sind Bruno [Fernandes] und Marcus [Rashford]. Bruno kam aus Portugal und hat sich bei United sofort eingelebt, hat Vorlagen gespielt und Tore erzielt. Ich glaube, in seiner ersten Saison hat er mehr Vorlagen gespielt und Tore geschossen, als jeder andere Mittelfeldspieler. Unglaublich! Er nimmt den Erfolgsdruck gern an und trainiert unglaublich hart. Der andere ist Marcus. Er ist ein absolut unglaublicher Spieler. Die Leistungen, die er bringt, obwohl er auch mit Verletzungen zu kämpfen hatte... Ich empfinde größten Respekt für ihn. Er hält dem Druck stand, er bringt immer Leistung. Und er beeindruckt mich nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch abseits davon. Er hat seinen MBE völlig verdient.