Amtierender Weltmeister Frankreich für WM 2022 qualifiziert
Wie hat das Team sich nach dem Titelgewinn in Moskau entwickelt?
Wichtige Elemente: Mbappés Beständigkeit, Benzemas Rückkehr, ein großer Talentepool
Zwei Spieltage stehen im Qualifikationswettbewerb für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ noch aus. Frankreich ist gegen Kasachstan hoch favorisiert, und ein Sieg reicht aus, um das WM-Ticket zu buchen. Die Franzosen haben am 13. November 2021 im Prinzenpark ihren ersten Matchball. Hatten wir das nicht schon mal?
Im November 1993 waren Les Bleus in genau derselben Situation, im selben Stadion und sie hatten zwei Heimspiele, um die Teilnahme an der WM 1994 in den USA perfekt zu machen. Doch dann holten sie gegen Israel und Bulgarien keinen einzigen Punkt und mussten mit ansehen, wie die Bulgaren dank eines Treffers von Emil Kostadinov in der letzten Minute der zweiten Partie ihren Platz im Flieger nach Amerika einnahmen.
Damals stand Didier Deschamps als Spieler auf dem Platz. Später sollte er dann zweimal den Weltmeistertitel holen, und zwar 1998 als Spieler und 2018 als Trainer. 28 Jahre nach dem bulgarischen Alptraum wollte man es auf keinen Fall wieder zu einer solchen Situation kommen lassen. Glücklicherweise hat sich das Team die Chance diesmal nicht entgehen lassen und sich deutlich mit 8:0 gegen Kasachstan durchgesetzt. Damit ist die Tabellenführung in Gruppe D sicher und Frankreich hat sich nach Deutschland und Dänemark als drittes europäisches Land (gleichzeitig mit Belgien) offiziell für Katar 2022 qualifiziert.
FIFA.com beleuchtet die Entwicklung der Tricolores zwischen zwei Auflagen des Weltturniers.
Weltmeisterliche Statistik
14 – Nach dem Erfolg gegen Kasachstan hat Frankreich sich die Teilnahme an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022™ in Katar gesichert und wird damit sein 14. großes Turnier in Folge bestreiten (Weltmeisterschaft und UEFA EURO). Das letzte internationale Turnier, das ohne Les Bleus stattfand, ist die WM 1994 in den USA.
25 – Frankreich ist seit 25 Punktspielen ungeschlagen (17 Siege, 8 Unentschieden). Nach der Niederlage gegen die Türkei in der Qualifikation für die UEFA EURO 2020 am 8. Juni 2019 musste das Team sich nur ein einziges Mal geschlagen geben, und zwar in einem Freundschaftsspiel gegen Finnland am 11. November 2020 (0:2). Wenn man bis zum Finale der WM 2018 in Russland zurückgeht, ist nur eine einzige weitere Niederlage zu verzeichnen, und zwar gegen die Niederlande im Rahmen der UEFA Nations League 2018/19 (0:2).
17 – Die Franzosen haben bei ihren 17 letzten Spielen jeweils mindestens einen Treffer erzielt (insgesamt 39 Tore). In ihrer Qualifikationsgruppe für Katar 2022 stehen einen Spieltag vor Schluss 16 Treffer in sieben Spielen für sie zu Buche.
3414 – Am 13. November 2021, dem Tag, an dem Frankreich sich für die WM 2022 qualifiziert hat, war der französische Nationaltrainer Didier Deschamps 3414 Tage im Amt. Das sind neun Jahre, vier Monate und vier Tage. Am 3. April 2021 löste er den bereits verstorbenen Michel Hidalgo (3189 Tage) als französischen Rekordnationaltrainer ab.
Goldenes Dreieck
Frankreich verfügte schon 2018 über ein beeindruckendes Offensivpotenzial, doch Didier Deschamps hat mit Blick auf die WM 2022 in Katar noch einmal nachgelegt, indem er Karim Benzema nach fünfjähriger Abwesenheit ins Team zurückholte. Gemeinsam mit Antoine Griezmann und Kylian Mbappé bildet er ein "Trio infernal".
"Das sind sehr talentierte Spieler, die sich an jede Situation anpassen können. Wir sind Spieler auf sehr hohem Niveau, da läuft alles automatisch ab, man muss nicht erst nachdenken", so der Angreifer von Real Madrid vor seinem ersten Startelfeinsatz an der Seite der beiden Weltmeister. "Es ist nicht kompliziert, mit Griezmann und Mbappé zu spielen. Das sind Spieler, mit denen ich gerne spiele. Sie können einfach alles."
Wenn der Start mit einer enttäuschenden UEFA EURO 2020 und dem Ausscheiden im Achtelfinale gegen die Schweiz auch schwieriger war als erwartet, begannen die Franzosen in der Nations League 2021 wieder zu zaubern. Hier schlugen sie dank ihres magischen Angriffstrios nacheinander Belgien (3:2) und Spanien (2:1). Die beste Demonstration ihrer Abschlussstärke lieferten Les Bleus im Spiel gegen Kasachstan, mit dem sie die Qualifikation für Katar perfekt machten. Sieben der acht Tore Frankreichs erzielten Mbappé (4), Benzema (2) und Griezmann (1).
Gegenwart und Zukunft
Aufgrund des Alters und ihrer Situation auf Vereinsebene sind mehrere Weltmeister aus dem Nationalteam ausgeschieden, beispielsweise Blaise Matuidi, Samuel Umtiti, Steve Mandanda, Steven Nzonzi oder – erst kürzlich – Olivier Giroud. Aber seit September 2020 wurden von Deschamps 41 Spieler berufen, und der französische Trainer scheint nun über Möglichkeiten zu verfügen, eine in allen Teilen konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen, die durchaus in der Lage sein dürfte, den Weltmeistertitel in Katar zu verteidigen.
Mike Maignan ist die Zukunft im Tor, Dayot Upamecano, Jules Koundé und Nordi Mukielé haben sich in der Abwehr bewährt, Eduardo Camavinga, Mattéo Guendouzi und vor allem Aurélien Tchouaméni stehen für das Mittelfeld bereit und Moussa Diaby, Marcus Thuram und Kingsley Coman erweitern die Palette in der Offensive. Außerdem sind Kylian Mbappé und Ousmane Dembélé gerade einmal 22 bzw. 24 Jahre alt.
Nach der offiziellen Qualifikation für Katar 2022 hat der amtierende Weltmeister nun noch ein Jahr Zeit, sich auf eine weitere große Herausforderung vorzubereiten. Die Franzosen wollen nämlich nach Italien (1934 und 1938) und Brasilien (1958 und 1962) das dritte Team werden, dem es gelingt, den Weltmeistertitel zu verteidigen.
Was sie sagten...
"Ich bin stolz auf das, was die Spieler erreicht haben. Die Qualität ist da, das Talent auch. Die französische Mannschaft hat bewiesen, dass sie zu sehr, sehr guten Leistungen fähig ist. Sie war und ist immer noch eine der besten Nationen der Welt." Didier Deschamps, Trainer Frankreich
"Das Wichtigste war, sich zu qualifizieren. Wir wollten uns die Chance schaffen, unseren Titel zu verteidigen. In der Mannschaft gibt es viele Spieler, die noch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen haben. Selbst für diejenigen, die schon gespielt und gewonnen haben, bleibt es ein unvorstellbarer Traum, bei einer Weltmeisterschaft für das eigene Land zu spielen." Kylian Mbappé, französischer Stürmer